Zusätzliche Informationen
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228 Seiten, 18×14,4 cm, Softcover, Digitaldruck, Texte in Deutsch, Englisch und Chinesisch, einmalige Auflage 228, München im Mai 2021
Buch mit aufgeklebtem Druck und beidseitig bedruckter transparenter Folie, Musikkassette, alles in schwarzem Luftpolsterumschlag (23,5×25 cm), beklebt, nummeriert.
Projektentwickelung Agency&
Mit Fotografien, Interviews und Texten zu den Performances Krakatoa von Qian Geng, Wang Ziheng und Anton Kaun (oft auch bei TAM TAM dabei) vom 07.03.-25.04.2020 in München, Ephemeral Ritual – 08.03. ISLAND, Hamburg.
Aufwändige Sonderedition in schwarzer Box mit Relikten aus der Münchner Performance auf Anfrage.
… Der Titel der Performance von Qian Geng und Wang Ziheng lautet nun Ephemeral Ritual. Ein Ritual wird für gewöhnlich als eine Folge von symbolisch aufgeladenen gemeinschaftlichen oder individuellen Handlungen definiert, die nach vorgegebenen Regeln funktionieren und die sich durch Wiederholbarkeit (oder gar einen Wiederholungszwang) auszeichenen. Rituale sind Werkzeuge der kulturellen Einbindung und Ausdruck oder Bestandteil von Traditionen. Heute haben wir es aber mit einem flüchtigen Ritual zu tun, das nach seinen eigenen Regeln funktioniert und das in seiner Tiefenstruktur unwiederholbar ist. Wenn es Gemeinschaft im Sinne von Bräuchen, Sitten oder Gewohnheiten schaffen soll (den Parametern eines vulgären Gemeinschaftsbegriffs), kann es dieses Ziel nur verfehlen: Eine flüchtige Gemeinschaft ohne Gewohnheiten, die sich nicht auf der Basis einer festen Identität verfassen kann, sondern aus einem ephemeren Netz von Relationen besteht, die nicht ‚das Selbe‘ sind, sondern eine Raum aus Ähnlichkeiten und Analogien eröffnen. Genau das tut Kunst im besten Falle, sie ist ein andauerndes Aufbrechen und Infragestellen des Traditionszusammenhangs und falls bei dieser Dekonstruktionsarbeit Geräusche entstehen sollten, wäre Noise der beste Name, den man ihnen geben kann. Kunst produziert Abweichungen von sich selbst und von der Kultur, aus der sie hervorgeht, zumindest wenn Kultur als etwas Statisches, Blockartiges angesehen wird. Nichts könnte uninteressanter sein als Kunst, die eine kulturelle Identität zementieren soll. Und wenn Kunst in den Bereich von Noise vordringt, also in etwas, das sich als Lärm, Geräusch, Rauschen und Störung übersetzen lässt (und damit einen begrifflichen Raum öffnet, der aus nichts anderem als Differenzen und Analogien besteht), dann werden Traditionen, Zuschreibungen der Identität und kulturelle Formierungen herausgefordert und tendenziell unterlaufen. …
Text von David Wallraf aus dem Buch
50,00 €
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